Alpinakälte

EU-Verordnung zu Fluor-Gasen als Kältemittel stellt Betriebe vor HerausforderungenKälteanlagen werden teurer

In der jüngsten Versammlung der Bäcker-Innung Augsburg sorgte die F-Gase-Verordnung der EU für großen Ärger. Teilweise sogar für Entsetzen. Die neue Verordnung hat zur Konsequenz, dass im Laufe der nächsten Jahre viele herkömmliche Kältemittel, sogenannte Fluor-Gase, nach und nach vom Markt verschwinden. Zusätzlich soll der Bau der entsprechenden Anlagen verboten werden. Seit letztem Jahr greift die nachjustierte Verordnung, die bereits 2006 erlassen wurde. Hintergrund ist die Klimaschädlichkeit der F-Gase.
Peter Mück, Obermeister der Augsburger Bäcker-Innung, versteht den Umweltgedanken, zeigt sich aber – wie viele seiner Kollegen – enttäuscht: „Es gibt so viele neue Auflagen und Verordnungen. Wir haben das in der Versammlung diskutiert. Und das kommt jetzt nochmal obendrauf, zur Lebensmittelkontrolle, Kassenmeldepflicht und sonstigem Verwaltungsaufwand. Wir haben bald keine Zeit mehr zum Brotbacken.“ Mück erinnert sich auch an ein Problem, das viele Betriebe vor einigen Jahren hatten. Damals gab es bereits eine Umstellung auf ein neues Kältemittel. „Das haben einige Anlagen nicht vertragen. Als Konsequenz mussten sie umgestellt und neue Kompressoren eingebaut werden. Ein hoher finanzieller Aufwand“, sagt Peter Mück.

Komplett neue Anlage
Der Obermeister sorgt sich, dass viele Bäckereien komplett neue Anlagen installieren lassen müssen. Und die Sorge ist nicht unberechtigt. Als Ersatz für die herkömmlichen Kältemittel kommt oft CO2 ins Spiel. Die Krux: Es kann nicht einfach das alte Kältemittel ersetzen. Es muss tatsächlich eine komplett neue Anlage
eingebaut werden.
Bei der Alpinakälte GmbH & Co. KG in Biessenhofen im Allgäu kennt man sich aus mit der Thematik. Seit fünf Jahren bildet der Bereich mit CO2-Kälteanlagen das Hauptgeschäft. Vor allem Supermärkte beauftragen das Unternehmen von Geschäftsführer Peter Wagner. Aufträge aus dem Handwerk sind selten. „Eine neue Kälteanlage ist natürlich eine große Investition. Wir sprechen oft von sechsstelligen Beträgen. Solche Entscheidungen werden nicht einfach mal so getroffen“, sagt Wagner. Insgesamt bewegten sich die Mehrkosten bei einer neuen Kälteanlage zwischen 30 und 40 Prozent. Hinzu komme der große zeitliche Aufwand.
Je nach Betriebsgröße dauere die Umstellung, der Einbau einer neuen Anlage zwischen drei und sechs Wochen. Selbst bei den großen Supermarktketten käme eine Schließung selten vor. Und wenn, dann handle es sich dabei um Komplettsanierungen, also um Märkte, die aufgrund ihres Alters gleich auch energetisch und
elektrisch auf den neuesten Stand gebracht würden. „In einer großen Metzgerei oder Bäckerei, die jeden Tag produziert, müssen wir im Bestand umbauen. Die können es sich nicht leisten, wochenweise zu schließen.
Und es ist sehr herausfordernd, in einem laufenden Betrieb umzubauen. Schließlich befinden wir uns im Lebensmittelbereich, mit strengen Hygiene-Vorschriften“, sagt Wagner. Auch Peter Mück betrachtet eine Schließung als nicht machbar: „Wir haben in unserer Innung Unternehmen mit 400 bis 800 Mitarbeitenden. Für vier Wochen den Betrieb dicht zu machen, das geht heute nicht mehr.“ 
Laut Wagner kommen weitere Herausforderungen dazu: „Dadurch, dass CO2 – anders als die bisherigen Kältemittel – giftig ist und unter Umständen tödlich sein kann,
braucht es eine entsprechende Entlüftung und Gassensoren.
Wagner sieht noch ein weiteres Problem: „Eigentlich gibt es für Betriebe in einer mittleren Größenordnung derzeit noch keine wirklich guten Lösungen auf dem Markt. CO2 ist zwar für die Tiefkühlung sehr gut geeignet, aber für Normalkühlung oder Klimatisierung weniger effizient und damit teurer.“ Laut Wagner bräuchte es hier eine Lösung, die sich zwischen CO2 und Propangas bewegt, das unter anderem für Haushaltskühlschränke verwendet wird.



Daniela Türk

Peter Wagner
Alpinakälte GmbH & Co. KG





Förderung für neue Anlagen
Aktuell halte sich der Handlungsbedarf noch in Grenzen. Die Firma erstellt ihren Kunden weiterhin zwei Angebote, einmal für eine herkömmliche Kälteanlage und einmal für eine CO2-Anlage. „Noch ist genügend herkömmliches Kältemittel auf dem Markt. Es gibt auch die Möglichkeit, Kältemittel zu bevorraten.“
Christoph Brauneis vom Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe rät Betrieben, sich gut zu informieren, auch über Förderungen: „Wichtigstes Förderprogramm ist die Kälte-Klima-Richtlinie vom Bundeswirtschaftsministerium. Sowohl Neubau oder Erweiterung von Kälte-, Klimaanlagen oder Wärmepumpen als auch der Austausch alter Anlagen werden mit bis zu 50 Prozent unterstützt. Allerdings sollte man schnell sein. Das Programm läuft Ende 2026 aus.“

Sascha Schneider

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