Ansicht eines Gebaeuderueckbaus
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Deutlich weniger Aufträge im Bauhauptgewerbe Sorgenfalten im schwäbischen Handwerk

(koh) Auf den ersten Blick herrscht eine breite Zufriedenheit im schwäbischen Handwerk. 87 % der Befragten aus allen Gewerken vom Augenoptiker bis zum Zimmerer bewerten ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als gut oder befriedigend. Doch nicht in allen Gewerken läuft es gleich gut. Die anhaltend hohe Inflation führt zu Kaufkraftverlusten und drückt spürbar auf die Einkaufslaune der Verbraucher, was die konsumnahen Gewerke besonders trifft. Hohe Kreditzinsen und massiv gestiegene Materialkosten führen zu teils erheblichen Auftragsausfällen in den Baugewerken. Dazu Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner: „Aktuell läuft es vielfach noch weitgehend rund, viele Betriebe zehren von einem hohen Auftragsbestand. Doch der Ausblick auf die kommenden Wochen und Monate zeigt, dass neue Aufträge bislang nur sehr zögerlich eingehen. Nun kommt es darauf an, die Liquidität der Betriebe zu stärken. Die Pläne von Finanzminister Lindner, der die Wirtschaft durch ein Wachstumspaket entlasten möchte, gehen in die richtige Richtung. So soll die Sofortabschreibung verbessert werden. Damit wird eine langjährige Forderung des Handwerks hoffentlich endlich umgesetzt.“



Nicht alle Gewerke gleich zufrieden

Quer über alle Branchen sind 87 % der befragten Unternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Damit hat sich die Einschätzung der Firmen gegenüber dem Vorquartal (86 % zufrieden) kaum verändert. Das heißt aber auch, dass die sonst übliche konjunkturelle Belebung im 2. Quartal ausgeblieben ist. Während die Kfz- und Ausbauhandwerke überdurchschnittlich zufrieden sind, setzt die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung den verbrauchernahen Gewerken (z.B. Friseure, Optiker) weiter zu. Dort sind 77 % positiv gestimmt, nahezu jeder Vierte hingegen bezeichnet seine Lage als schlecht. Sie bilden das Schlusslicht im Gewerke-Vergleich. Der Anteil der Betriebe aus dem Bauhauptgewerbe, die zufrieden sind, liegt mit 82 % zwar höher. Doch der Blick auf die zukünftige Auftragslage lässt wenig Zuversicht aufkommen.



Auftragsbücher noch voll, aber neue Aufträge fehlen

Mit 9,8 Wochen liegt die Reichweite der Auftragsbestände auf dem gleichen Niveau wie im Vorquartal, aber immerhin eine Woche niedriger als im Vorjahr. In den Bauhandwerken, also bei Maurern oder Zimmerern, liegt die Reichweite bei 11, 8 Wochen, im Vergleich zum Vorquartal ist sie um 0,7 Wochen gesunken. Auch in den Ausbaugewerken ist die Reichweite zurückgegangen, allerdings weniger stark (von 14,0 Wochen im ersten auf 13,6 im zweiten Quartal). Noch können die meisten Betriebe von einem relativ hohen Bestand zehren. Neue Aufträge kommen jedoch deutlich zögerlicher bei den Unternehmen an. Knapp jeder dritte Betrieb (30 %) spricht im aktuellen Berichtsquartal von rückläufigen Auftragseingängen. Im Vorquartal waren es lediglich 23 %. Vor allem im Bauhauptgewerbe bleiben Aufträge aus. Hier berichtet jeder zweite Betrieb von einem Rückgang an Neuaufträgen. Auch wenn der Preisdruck im Einkauf weiter nachgelassen hat, stehen viele Firmen weiter unter einem hohen Kostendruck. Gleichzeitig führen hohe Finanzierungskosten dazu, dass gerade beim Wohnungsbau ein starker Einbruch zu befürchten ist. Bei den Ausbaugewerken rund um Sanierung, Heizungsaustausch oder Klimaschutz ist die Situation weniger angespannt. Zwar berichten auch hier rund 30 % von einem Rückgang bei den Neuaufträgen, gleichzeitig meldet jedes vierte Ausbauunternehmen ein Plus.



Erwartungen trüben sich ein  

Auf die kommenden Monate blicken die Handwerksfirmen mit zunehmender Skepsis. Lediglich 8 % gehen davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verbessern wird, das sind halb so viele wie im Vorquartal. 75 % erwarten keine Veränderung ihrer Lage. 17 % befürchten eine Verschlechterung, im Vorquartal waren es 11 %. Im Bauhauptgewerbe ist der Anteil der Pessimisten mit 32 % fast doppelt so hoch. Fast jeder zweite Maurer oder Dachdecker rechnet mit einem (weiteren) Rückgang bei den Auftragseingängen.

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